Mittwoch, 2. Mai 2012

Rufausbeutung

Eine durchaus gelungene Lobeshymne.
Axel Cäsar Springer (1912–1985) wäre heute 100 Jahre alt geworden. Die Axel Springer AG begeht das Jubiläum schon seit Monaten auf allen Kanälen und heute Abend mit einem Festakt in Berlin.
Vater Springer war Verleger der Hamburger Neuesten Zeitung, nach dem Zweiten Weltkrieg legt Axel Springer mit der Hörzu und dem Hamburger Abendblatt den Grundstein für Europas größten Zeitungsverlag (Bild, Welt).
1958 verhandelt der selbsternannte Staatsmann Springer mit dem russischen SU-Chef Nikita Chruschtschow über die Wiedervereinigung und scheitert. Anschließend Selbststudium zum kalten Krieger.
1968 und die Auseinandersetzung mit der Studentenbewegung werden bis heute zum Trauma des Zeitungshauses und Springer selbst zum „deutschen Feindbild“ (Tilman Jens) – wobei beide Seiten routiniert in ihren jeweiligen Gräben verharren.
Am Ende wendet sich Springer verstärkt Mystik und Astrologie zu und entzieht – offiziell noch höchstselbst – zugunsten seiner fünften Gattin und heutigen Gralshüterin Friede den Enkeln einen großen Teil des Erbes, weshalb die bis heute ziemlich sauer sind. (stg) 
taz.de